"Die Schöne Müllerin" -
The glory of the millers doom

"Die Schöne Müllerin" ist eine musiktheatralische Neufassung des frühromantischen Liederzyklus von Franz Schubert / Wilhelm Müller. Die Überschreibung des Urmaterials widmet sich thematisch der Frage nach Identität im Kontext gesellschaftlicher und klimatischer Veränderungen. In Schuberts Musik liegt der Schmelztiegel-Charakter Wiens bereits begraben: böhmische Tänze, Trauerweiden im Donaudelta, osmanische Makam-Entrückungen im Kleide des Walzers, wankende Landler und Neuro-Untergangsszenarien des Subjekts.

Zumeist leben wir in Nostalgieformen, wir kriechen darin wie Insekten umher. Die Frage an "Die Schöne Müllerin" nach einer gegenwärtigen Originalität entsteht im Material. Welcher Prozess findet statt, wenn ein Mühlenrad an den Ruinen der Moderne dreht, je nach Wasserzufuhr der kühlen Untiefen des Mühlwassers? Diese Zustände des Festhaltens an der Vergangenheit durch Fortschritt, der feste Glaube des Abgekoppelt-Seins von den Dingen, wird vom Standpunkt des Ruhmes des jungen Müllers betrachtet, justament während dieser untergeht. Da drüben, im Vakuum, wartet der Jäger mit seinem selbstfahrenden Auto, um der Müllerin als Pixel am Mars ewige Sicherheit zu versprechen.

Wie klingt es, wenn Roboter schlafwandeln, österreichisches Volksliedgut von der kurdischen Ausnahmesängerin Sakîna Teyna interpretiert wird und eines der Instrumente der Moderne, das Klavier, in den Fluten der Zustände untergeht? Wie klingt es, wenn sich die Sicht vom Nirgendwo ins Wo verschiebt? Der hämische Bach singt ein Wiegenlied für uns alle, während wir uns auf einen Trip in den Traum des Mühlenrades begeben.

Während die Eltern des jungen Müllers, von pixeligen Zwängen geplagt, der Erde entfliehen wollen, können der Müller und die Müllerin bereits durch Wände gehen.

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Interval Crisis